Sonntag, 27. Februar 2011

Letzter Vorhang




















Bei unserer letzten Reise hatten wir wollten wir das beruehmte Theatro Colon besuchen. Damals war das Theater wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Die urspruenglich angesetzte Zeit von einem Jahr verlaengerte sich auf ueber vier Jahre. Geldmangel und die suedamerikanisch flexiblen Zeitangaben machen auch bei Kultur keinen Unterschied. Fuer unseren letzten halben Tag wollten wir darum die Chance nutzen mit einmal kurz einen Blick in das Innere zu werfen. Der Besuch des Theaters ausserhalb der Vorfuehrungen ist im Rahmen einer Fuehrung jederzeit moeglich. Frueh um 9:00 Uhr und puenktlich zum ersten Fuehrungstermin standen wir an der Ticketkasse. Ein paar andere kulturhungrige warteten dort schon und hatten sich aber bislang nicht bis zur Kasse getraut. Dort angekommen brach der Verkauf spontan zusammen. Erst wollte der Computer nicht. Dann wollten sich die Tickets nicht finden lassen. Unsere Frage nach dem Beginn der Fuehrung brachte den Mann hinter der Kasse ins Schwimmen und so sagte er die erste Gruppe waere bereits unterwegs und das obwohl er selbst vor wenigen Augenblicken das erste Ticket des Tages an uns verkauft hatte. Aus uns unbegreiflichen Gruenden durften wir nur im Foyer fotografieren und das obwohl aktuell keine Proben stattfanden. Das Theater mit seinen sechs Ebenen und der opulenten Ausstattung ist wirklich beeindruckend. Die Balkone sind in kleinere Logen mit 4 – 6 Sitzplaetzen aufgeteilt. Ueber unzaehlige Tueren gelangen die Besucher so zu ihren Plaetzen - ein wirklich koenigliches und sehr exklusives Ambiente. Waehrend im Theater Ruhe herrschte war davor die eigentliche Show im Gange. Ein Truppe aelterer Herrschaften in bunten Kostuemen und Instrumenten aus Papier waren auf dem Weg zu einem nahegelegenen Park um dort eine Gruppenaufnahme zu machen. Der Musikverein ohne echte Instrumente feierte Jubilaeum. Im Hintergrund bellte und klaeffte es als haette man die Besatzung eines ganzen Tierheims freigesetzt. Die besondere Liebe der Porteños zu Hunden geht nicht soweit das sie selbst mit ihren Hunden Gassi gehen wollten. Fuer diesen Fall gibt es professionelle Gassigeher. Gemeinsam im Schlepptau mit 10 oder mehr Hunden gehen sie zu abgezaeunten Bereichen im Zentrum. Die lieben Tiere werden dann dort entweder festgebunden oder duerfen sich zusammen mit allen Rassen dieser Welt die Seele aus der Schnauze bellen und so viele Haufen machen, wie sie in dieser Zeit schaffen. Dann geht es wieder zurueck zu ihren Herrchen. Am anderen Ende des Platzes wurde ein Film gedreht. Die Stadt wollte uns scheinbar nicht gehen lassen ohne uns die ganze Show geboten zu haben. Die letzten Stunden bummelten wir durch San Telmo. Hier werden Schilder noch gemalt und viele kleine Geschaefte mit selbst gemachten Dingen lassen die Zeit verfliegen. Dazu ein wunderbarer Sommertag und immer wieder Tango. Buenos Aires wir kommen wieder. Um 15.30 Uhr wartete unser Taxi, um uns zum Flughafen zu bringen. Noch einmal Migrationszettelchen ausfuellen und ein letzter Stempel in den Pass und wir waren auf dem Weg in die Kaelte. Fuer den hohen Entspannungsgrad unseres Urlaubs gab es eindeutige Indizien. Gaby konnte sich partout nicht mehr an ihr Passwort fuer die Arbeit erinnern und die Geheimzahl fuer mein anderes "zuhause gebliebenes" Konto ist einstweilen in meinem Kopf nicht mehr auffindbar - ein gutes Zeichen.

Samstag, 26. Februar 2011

Kurze Naechte und jede Menge Tango






Nachdem wir unsere Sachen in unsere zwei Packsaecke gepresst hatten blieben uns noch 3 kurze Stunden Schlaf bis wir wieder los mussten. Damit wir noch zwei halbe Tage in Buenos Aires verbringen koennen hatten wir uns fuer einen sehr fruehen Flug von Santiago nach Buenos Aires entschieden. Unser Bus von Valparaiso zum Flughafen fuhr um 5:20 Uhr ab. Mit zurueck gelegten Sesseln schunkelten wir zwischen Schlafen und Doesen bis zum Flughafen. Unser Flieger hatte bereits im Vorfeld eine Stunde Verspaetung. Vor Ort kam noch weitere 30 Minuten hinzu. Bei schoenstem Wetter landeten wir in Argentinien. Es war erstaunlich nach drei Jahren in Teilen die gleichen Strassenkuenstler wiederzusehen. Gegen 17:00 kamen in den Fussgaengerzonen immer mehr fliegende Haendler und breiteten ihre Waren dort aus. Am Plaza de Mayo wird nach wie vor demonstriert und an jeder Ecke hoert man Tangomusik. Buenos Aires ist immer wieder schoen und wir genossen den Nachmittag. Nur die kurze voran gegangene Nacht und unser Fuesse bremsten uns spaet abends aus. So bleibt uns noch eine halber Tag Sommer bevor es wieder nach Deutschland zurueck geht.

Freitag, 25. Februar 2011

Valparaiso - fuers Paradies zu wenig und fuer die Hoelle zu schoen


















Unseren letzten Abend vor dem Eincontainern hatten wir alle gemeinsam in der Villa Kunterbunt verbracht und neben jeder Menge gebratenem auch unterschiedliche Wirkkombinationen von Alkohol ausprobiert. Das Ergebnis nach diesem Abend hatte ganz recht individuelle Nachwirkungen am naechsten Morgen. Ich musste noch kein Bein aus dem Bett stellen, um das as Drehen des Zimmers zu bremsen. Aber so richtig frisch fuehlte ich mich kurz vor 9:00 Uhr nicht. Das Verpacken der 13 Motorraeder in den Container ging sogar schneller als auf der Hinfahrt. Diesmal reisen sogar nur 3 liegende Passagiere im Oberdeck des Containers. Bei der Kaelte im Winter hatten wir scheinbar mehr Luft zwischen den einzelnen Motorraedern gelassen. So blieb uns nach dem Verpacken noch fast ein halber Tag fuer uns. Unser Verhaeltnis zu Valparaiso ist ziemlich gespalten. Das ewige Hundegeklaeffe in der Nacht und der laermende Verkehr bis spaet in die Nacht erzeugt einen Pegel, der uns nicht entspannen laesst. Schlafen geht nur mit komplett versiegelten Ohren. Die Matraze tut ihr uebriges, um die Anspannung auch in den Ruhephasen aufrecht zu erhalten. Der Weg hinunter in die Stadt ist ein Gang an unzaehligen Hunden und Tretminen vorbei. Wenn uns nicht gerade Dieselschwaden den Atem rauben oder der Verkehr jede Unterhaltung unmoeglich macht, tauchen unsere Nasen an der naechsten Hausecke in feinsten Fischkadaverwolken ein, um durch Geruechen von Muell oder Urin abgeloest zu werden. Andereseits hat die Stadt auch jede Menge schoene Seiten. Wahrscheinlich ist Valparaiso einer der letzten echten Hafenstaedte, bei denen der morbide Charme vergangener Zeiten und die Sehnsucht nach der Ferne in Strassen spuerbar ist. Valparaiso ist ehrlich und ungeschminkt. Wahrscheinlich haette Valparaiso deutlich mehr Potential als das nebenan liegende Vina del Mar, wenn es den Dreck hinter sich lassen wuerde. Der Wandel zur mondaenen Hafenstadt wuerde aber wahrscheinlich den besonderen Reiz dieses Ortes vernichten. So ist die Zeit vor Ort fuer uns auch immer wie eine Zeit im Hafen. Es ist gut diesen Ort anzulaufen aber auch genauso schoen ihn wieder hinter sich zu lassen. Unseren letzten Abend verbrachten wir im touristischen Teil der Stadt. Gerade als wir dachten der Abend waere gelaufen sahen wir auf dem Rueckweg eine kleine Parade von Feuerwehrmaennern, die in alten Uniformen eine Art Ehrenparade abhielten. Ploetzlich kamen Feuerwehrwagen um die Ecke geschossen. Zu diesem Zeipunkt dachten wir noch sie waeren Teil dieser Inszenierung. Doch schlagartig wurden wir Zeugen von einem echten Brand. Immer mehr Feurwehrleute tauchten auf und begannen mit den Loescharbeiten eines Bueros im Erdgeschoss. Dunkle Rauchschwaden krochen aus den Raeumen. Zu unserem Erstaunen hatten einige Feuwehrleute auf ihren Anzuegen "Feuwerwehr" stehen. Hatte uns Deutschland hier bereits wieder eingeholt? Ein Loeschzug gehoerte zu einer deutsch/chilenischen Kooperation. Die Flammen waren schnell geloescht. Wir nahmen den Schraegaufzug zur Villa Kunterbunt und hatten einen letzten schoenen Blick ueber die beleuchtetet Stadt.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Zurueck nach Valparaiso









Unseren letzten Morgen in Argentinien verbummelten wir bis nach 11:00 Uhr. Dann hatten auch wir es irgendwann geschaft den letzten Koffer zu packen. Bei schoensten Wetter ging es noch einmal ueber die Anden nach Chile. Wir hatten diesen Weg schon oefters gemacht aber es ist jedes Mal wieder unglaublich beieindruckend durch diese Kulisse zu fahren. An der Grenze angekommen wurde es ploetzlich kompliziert. Die chilenischen Grenzer hatten keinerlei Ahnung was geschehen sollten. Erst die argentinischen Beamten machten sie auf die falschen Papiere aufmerksam. Dann sollten wir auf neue Formulare warten. Nach einer halben Stunde fragten wir nach der Person, die die Papiere bringen sollte. Daraufhin sollten wir nochmals eine Stunde warten. Nachdem wir fragten fuer was, konne uns keiner eine Antwort geben. Wir stiefelten letztenendes selbst von der improvisierten Abfertigung hangaufwaerts zum Hauptgebaeude und erledigten die Sache in fuenf Minuten. Dusseliger Weise wurden auf den Papieren der BMW die H-Nummer vergessen - die Suzuki hatte eine. Ausgefuellt vom selben Beamten hatten wir nicht explizit auf alles geachtet. Also musste ich noch einmal bergauf. Derweil versuchte die voellig ahnungslose Grenzerin der Chilenen unsere Papiere mit Stempeln von den Argentiniern versehen zu lassen. Diese schickten sie irgendwann genervt weg und sagten ihr sie waeren nicht fuer die chilenische Seite zustaendig und koennten ihr nicht sagen was sie zu tun haette - unfassbar. 2 1/2 Stunden spaeter hatten wir auch die Gemuese- und Einfuhrkontrolle hinter uns gebracht. In Chile versuchten wir an einer Tankstelle mit einem Hochdruckreiniger einen Teil der roten Erde von den Motorraedern zu waschen. Das Zeug ging fast nicht ab. Nach dem Kauf der zehnten Waschmuenze fragte der Tankwart ob wir einen Laster waschen wuerden. Es war schon dunkel als wir Valparaiso erreichten. Auch bei unserer letzten Reise erreichten wir Valparaiso bei Nacht. Scheinbar muss dies so sein. Das Federbein der Suzuki hatte auf den letzten Kilometern die Daempfung hinter sich gelassen und schaukelte Gaby sanft bis vor die Tueren der Villa Kunterbunt. Am naechsten Tag fuhren wir die Motorraeder in die Lagerhallen des Zolls und warten bis in Vaparaiso auf die Abfertigung der Papiere. Dann heist es nur noch Verladen in den Container und ab nach Buenos Aires. Eigentlich hatten wir gehofft frueher wegzukommen aber die Behoerden arbeiten hier nach eigenem Tempo. Ueber 9.000 Kilometer fahren und 6 Laender besuchen in den letzten Wochen hatten wir nie geplant. Das ist
das Beste am Reisen ohne Plan - man kann machen was man will und die schoensten Momente passieren ganz von alleine.

Bruno statt Baden




An einem Sonntag waehrend der Ferienzeit in ein beliebtes Ausflugsziel zu fahren garantiert vollbesetzte Plaetze bis auf den letzten Quadratzentimeter. Doch soweit sollte es bei uns erst garnicht kommen. Mit der Aussicht auf einen kurzen Fahrtag hatten wir uns morgens nicht besonders beeilt. Die Strecke bis zu den Thermen hinter Mendoza sog sich aber laenger als geplant hin. Insbesondere deswegen weil wir unterwegs ein paar kleinere Reparaturpausen einlegten. Nach einer Polizeikontrolle wollte die BMW fuer einige Gedenkminuten nicht mehr anspringen. Der Regen der letzten Tage hatte die Kontakte des Anlasserknopfs wieder mit einer schuetzenden Korrosionschicht versehen. Dementsprechend sorgten wir beim naechsten Tankstop mit Kontaktreiniger und Kontaktspray wieder fuer sicheren Stromfluss. Einige Zeit spaeter verlangte die Kette der Suzuki nach Zuwendung. Die letzten Kilometer hatten einen ordentlichen Durchhaenger erzeugt. So baumelte sie schlaff zwischen Kettenrad und Ritzel und drohte abzuspringen. Ein geeigneter Buergersteig mit Absatz war bald gefunden, um zusammen mit dem maladen Hauptstaender fuer die noetige Bodenfreiheit beim Kettenspannen zu sorgen. Damit war auch fuer diesen Tag meine Ration an oeligen Fingern sichergestellt. Die Zeit strich dahin. Die anvisierte Ankunftszeit um den Mittag herum verpassten wir knapp um 5 Stunden. Auf den letzten Kilometern zu unserem Ziel konnten wir den allsonntaglichen Grillmaraton der Argentinier bewundern. Direkt an der Bundesstrasse, auf einem nicht vorhandenen Gruenstreifen werden allerorten flux Campingstuehle aufgestellt und ein Feuer entzuendet. Derweil rauscht in wenigen Zentimetern Abstand der ganze Verkehr mit einem Hoellenlaerm vorbei. Ein Ambiente, was der Argentinier als durchaus entspannend empfindet. Das einzig entscheidende Kriterium fuer den Ort ist der Platz fuer 2-4 Stuehle und einen Grill. Angrenzende Muellhalden oder der Ausblick auf verrottete Haeuserruinen trueben in keinster Weise hier den Spass. Falls der Randstreifen zu schmal fuer ein gemeinsames Sitzen mit gegenueberliegenden reicht wird das Arrangement einfach in Laenge angeordnet. Unterhaltung ist bei dem Verkehr und der droehnenden Musik ohnehin nicht moeglich. Die besseren Plaetze befinden sich an den Flusslaeufen. Aber auch dort wummert die Musik und die Quads braten durchs Gelande. Nachdem wir uns durch die ganzen Grillschwaden bis zum Eingang der Therme gearbeitet hatten war es zu spaet fuer entspannedes Baden in warmen Wasser. Noch immer draengten Menschenmassen in die Therme obwohl die Tore der Badeanstalt nur noch eine Stunde geoeffnet hatten. Wir entschieden uns ohne Probleme gegen unseren urspruenglichen Plan und machten uns auf die Suche nach einer Bleibe fuer die Nacht. Bei Brunos Cabanas wurden wir fuendig. Der Schweizer betreibt seit einigen Jahren einige Cabanas bei denen seine Herkunft deutlich zu erkennen ist. Karrierte Vorhaenge vor den Fenstern und Bilder aus der Schweiz schmuecken das Innere der kleinen Haeuschen. Nach so viel Grillduft entschlossen auch wir uns der landesueblichen Sonntagsbeschaeftigung hinzugeben und besorgten uns im naechsten Ort Fleisch und Gemuese. Mit vollen Baeuchen gingen wir satt und zufrieden in Richtung Bett. Die uebrig gebliebenen Holzscheite und die Glut vom Grillen hatten wir kurzerhand in den kleinen Bollerofen in der Huette gefuellt. Mollige Waerme durchstroemte die Cabana und lies uns bestens Schlafen.