Donnerstag, 17. Februar 2011

Die Quadratur der Logik












Das beschauliche San Antonio del Areco ist wie fast alle Staedte in Suedamerika in Quadraten aufgebaut. Das macht die Orientierung einerseits sehr einfach aber nur wenn sie einer durchgehenden Logik folgen wuerde. Wir sind wirklich um viele Blocks gefahren, doch nie ist es eindeutig ersichtlich wer Vorfahrt hat. Einmal gilt links vor rechts. An der naechsten Ecke rechts vor links. Es ist auch nicht so das die breiteren Strassen immer Vorfahrt haetten oder alle von links oder alle von rechts kommenden. Die Einheimischen fahren hier immer in voller Gewissheit, derweil wir an jeder Ecke lieber noch zweimal nachsehen wer da kommt. Unsere Motorraeder tragen seit Iguazu und der Fahrt durch Missiones ihre rote Kriegsbemalung mit Muttererde. Bislang hatten wir nie ein Problem damit unsere Motorraeder schnell von einer Erdkruste befreien zu lassen. Neuerdings ist dem nicht mehr so. Autos koennten wir sattelzugsweise zum Waschen abgeben aber bei Motorraedern herrscht aktuell totale Verweigerungshaltung. Der Grund ist uns nicht verstaendlich. Wir fragten daraufhin andere Mopedfahrer im Ort. Auch diese kannten das Problem und hatten selbst keine Loesung dafuer. Kurzerhand hielten wir vor einem Gebaeude an dem ein Junge gerade die Fassade mit einem Dampfstrahler reinigte. Er lieh uns das Geraet, doch die Erde haftete ueberall so gut, das der etwas schwache Dampfstrahler nur lustige Streifenmuster in den Dreck malte. Gluecklicherweise fanden wir doch noch einen Tankwart, der uns einen Eimer mit Besen und Seife zur Verfuegung stellte. Ein rasches Abstrahlen hatten wir uns anders vorgestellt. Bei 40 Grad schrubbten wir die rote Erde so gut es ging von den Mopeds. Danach waren unsere Reisegefaehrten leidlich sauber und wir schweissnass und komplett eingesaut mit rotem Seifenschlamm.
Eben ein typischer erholsamer Urlaubstag mit Nichtstun. Gaby war in den Morgenstunden zur nahegelegenen Estancia La Cinacina zum Reiten gegangen. Weil ich der festen Ueberzeugung bin das Glueck der Erde nicht auf den Ruecken von grossen, unberechenbaren Tieren zu finden, trennten sich an dieser Stelle unsere Wege. Ich fuhr in das nahe gelegene Gauchodoerfchen Vagues. Staubige Wege, ein lange stillgelegter Bahnhof und eine Hand voll Haeusern bilden zusammen den kleinen Ort. Ansonsten ist das Bild von Pferden gepraegt, die hier ueberall auf den Wiesen und Feldern stehen und gehen. Was der Grund fuer den eigenen Bahnhof im Nichts war konnte ich nicht herausfinden. Da in dieser Gegend weder Gold oder andere Bodenschaetze der Grund dafuer sein koennen, muss in den alten Tagen dieses Oertchen eine eigene besondere Bedeutung fuer die Region gehabt haben. Zwei Stunden spaeter holte ich entspannt Gaby an der Estancia wieder ab. Gut gelaunt und sehr zufrieden ueber laengere Strecken im Gallop bekam ich auch gleich die dazugehoerigen Blessuren praesentiert. Aufgerissene Stellen an den Heanden von den Zuegeln und jede Menge blaue Flecken von den Steigbuegeln und dem Sattel an den Beinen. Und das soll schoen sein? Mehr als vier Wochen kreuz und quer durch Suedamerika hatten das nicht vollbracht was zwei Stunden Reiten anrichten koennen. Ich fuehlte mich in meiner ablehnenden Haltung zu diesem Thema nachhaltig bestaetigt - Reiten ist gefaehrlich. In San Antonio del Areco gibt es in der ganzen Stadt sehr viele Kunsthandwerker. Die Meisten fertigen nach alten Vorlagen und Mustern Schmuck- und Kleidungsstuecke an. Die dazugehoerigen Laeden im Stadtkern stammen alle aus der Gruenderzeit des Ortes. Alte Dielenboeden, grobe Mauern und fuenf Meter hohe Waende verleihen den Geschaeften und Bars eine ganz eigene Stimmung. Die Tueren und teile der Einrichtung sind zumeist orginal und in den hinteren Teilen der Geschaefte kann man direkt zusehen, wo und wie die Dinge entstehen. Aktuell hat sich die BMW von der Laufrolle der Kette befreit. Das spart einerseits Gewicht, aber fuehrt bei der in die Tage gekommenen Kette zu deutlichen Geraeuschen. Der Versuch ein alternatives Bauteil im Ort aufzutreiben bescherte mir lediglich zwei Taxifahrerarme - Unterarme dunkelbraun und ab dem Ellenbogen geht es winterweiss weiter. Morgen fahren wir langsam in Richtung Mendoza. Leider sind die Wetterausichten nicht besonders gut. Ein Regentief hat sich in der Mitte des Landes festgesetzt und weicht dort nicht vor Montag von der Stelle. So lange koennen wir leider nicht warten. Darum haben wir heute unsere Regensachen gerichtet und unsere freie Zeit dafuer genutzt abgerissene Schlaufen und Riemen wieder anzunaehen. Wenn wir Glueck haben verhaelt es sich so wie mit einem Regenschirm. Solange man ihn bei sich hat regnet es nicht.

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