Von Samaipata aus hatten wir uns vorgenommen "el fuerte" zu besuchen. Die Reste der grossen Anlage aus der Inkazeit vor der spannischen Eroberung ist die suedlichst gelegene Fundstaette in Suedamerika. Weiter waren die Inka nicht gekommen. Ab hier hatten die starken Guarani den Erobereren aus dem Norden erfolgreich Widerstand geleistet. Wir hatten uns im Vorfeld schon ein wenig informiert und beschlossen einen sachkundigen Fuehrer zu engagieren, um den Steinen etwas mehr zu entlocken, als mit blossem Auge sichtbar ist. Puenktlich um 9:00 Uhr kam unser Fuehrer. Ein Mann der ersten Stunde. Pionier bei den Ausgrabungen von 1973-1974. Cowboystiefel und ein Gesicht wie eine gute alte Lederhandtasche. Unser Fuehrer war fuers erste wortkarg, woran wir seine ganze Erfahrung als Wissensvermittler zu spueren bekamen. Nicht zuviel sagen, die Umgebung wirken lassen, lange Blicke in die Ferne und dann gezielt Hoehepunkte dramatisch herausarbeiten - den Rest macht das Charisma. Es bedurfte auch nicht vieler Worte. Das Umfeld unseres Guides war erfuellt von seinem Duft. Nonverbal gab er uns zu erkennen, waehrend der Fahrt mit ihm im Jeep, bis zur Ausgrabungsstaette, zu schweigen. Die Fenster waren geoeffnet und seine Natur mischte sich mit der von Mutter Erde und leichtem Dieselschwaden zu einer ganz eigenen Harmonie. Unser Cowboy chaufierte uns die 9km bis zum Ziel. Dort angekommen schien ihm seine eigentliche Mission abhanden gekommen zu sein. Stattdessen holte er aus seiner Jackentasche ein kleines Buechlein mit alten Fotos und Zeitungsausschnitten hervor und erzaehlte den anderen Besuchern "seine" Geschichte von der Ausgrabung. Wie er beeinflusst von seinem Vater und Grossvater zur Archeologie gekommen war. Wann er wo und wie welche Mauer freigelegt hatte - und das die Gummistielfel auf den Bilder wichtige Sicherheitsmassnehmen gegen die unzaehligen Vipern gewesen waeren. Wir durften die Fotos nicht sehen - warum auch, wir hatten ihn ja bloss fuer die Tour bezahlt. Letztenendes gingen wir dann doch gemeinsam los und unser Steine-Gaucho hatte ploetzlich recht viel zu erzaehlen. Dazwischen immer lange besinnliche Blicke in die Ferne von Natur und seiner inneren Vergangenheit. Er wirkte fast wie der Grossvater von Indiana Jones und wusste ueber jeden Stein und jede Theorie bescheid. Von Daeniken bis Totenkult ging die Reise durch die ganze Anlage. Den Nachmittag verbrachten wir mit gegenwartsrelevanten Themen wie Essen, Waeschewaschen und Siesta machen in Samaipata. Unseren urspruenglichen Plan nach Santa Cruz zu fahren haben wir kurzerhand geaendert. Nachdem der Reisefuehrer und das Internet wenig spektakulaeres von der Stadt zu berichten hatten wollen wir auf den Besuch der Millionenstadt verzichten. Die Aussicht auf teure Unterkuenfte und langwieriges Hinein- und Herausfinden ohne eine wirkliche Besonderheit in der Stadt machen uns die Endscheidung einfach Verzicht zu ueben. Stattdessen wollen wir wieder zurueck in Richtung Norden. Einmal quer durch den Chaco - die Flachlandversion von Bolivien. Hier gibt es neben grossen Erdoel-und Erdgasvorkommen jede Menge Rindviecher und tropische Hitze. Auf dem Weg nach Villamontes mussten wir bei 38 Grad nicht frieren. Wir erfrischen uns zum Ausgleich dazu mit allem was die bolivianische Getraenkeproduktion hergibt. Von Coka-Colla bis Mendozino testen wir alle heimischen Produkte. Eine groessere dynamisierende Wirkung konnten wir nicht verzeichnen. Doch bei diesen Temperaturen in voller Montur braucht es wahrscheinlich auch eine deutlich hoehere Dosierung, um eine Wirkung zu verspueren. Die Strasse ab der Hoehe von Santa Cruz ist asphaltiert und glatt. Neben den unzaehligen Kuehen, Ziegen und Eseln auf der Strasse ist hier mit nicht allzuviel Abwechslung in der spaerlich besiedelten Region zu rechnen. Dafuer kommen wir aber durchgaengig schnell voran. Ursprueglich hatten wir vor an diesem Tag bis Villamontes zu kommen. Ein heftiger Regen spuelte uns aber bereits in Camiri ins Hotel. Das JR Hotel in Camiri scheint bei der Namensgebung inspiriert von dem Oelfiesling aus der Fernsehserie aus den 80zigern. Die Oelvorkommen in der Region runden die Sache nochmals ab. Der Rest des Hotels hat eher dem Charme eines Plattenbauhotels aus dem Ostblock. Karg und uebersichtlich. Auch die kleine Pizzeria um die Ecke unserer Bleibe besticht mit Reduktion. Die zwei umlaufenden bunten Streifen und ein paar aufgehaengte Poster mit Sehenswuerdigkeiten aus aller Welt geben dem Ambiente ein Hauch von Internationalitaet und Gemuetlichkeit. Alles andere macht der Chef hoechstpersoenlich wett. Mit Handschlag und einigen Brocken englisch begruesst es uns aufs ueberschwenglichste. Die 2 Literflasche Cola als kleines Erfrischungsgetraenk fuer zwei schafften wir aus unerfindlichen Gruenden trotzdem nicht. Heute sind wir von Camiri bis Villamontes gefahren und wollen morgen ueber Ibibobo nach Paraguay. Wir hoffen die Strecke trocknet heute ueber den Tag noch ein bisschen ab, damit die Fahrt nicht zur voelligen Schlammschlacht ausartet. Heute sind es hier wieder deutlich ueber 35 Grad und die starken Regenfaelle von gestern und heute Nacht verwandeln die Luft in ein Treibhausklima. Morgen frueh versuchen wir einmal wieder sehr zeitig loszukommen. Insbesondere schon deswegen, weil wir stark unterschiedliche Aussagen zum Streckenzustand gehoert haben. Unsere Informationen gehen von schlecht bis unfahrbar. Wir werden uns selbst ein Bild davon machen und hoffen morgen bis Filadefia in Paraguay zu kommen. Ganz nebenbei ist dort morgen ein wichtiger Feiertag. Mit einer guten Portion Optimismus gehen wir davon aus deswegen keine Beeintraechtigungen an der Grenze zu haben. Alle anderen Eseleien kennen wir bereits und wissen was zu tun ist, wenn es mal wieder hoch her geht auf der Strasse.
Mittwoch, 2. Februar 2011
Spiel mir das Lied von "el fuerte"
Von Samaipata aus hatten wir uns vorgenommen "el fuerte" zu besuchen. Die Reste der grossen Anlage aus der Inkazeit vor der spannischen Eroberung ist die suedlichst gelegene Fundstaette in Suedamerika. Weiter waren die Inka nicht gekommen. Ab hier hatten die starken Guarani den Erobereren aus dem Norden erfolgreich Widerstand geleistet. Wir hatten uns im Vorfeld schon ein wenig informiert und beschlossen einen sachkundigen Fuehrer zu engagieren, um den Steinen etwas mehr zu entlocken, als mit blossem Auge sichtbar ist. Puenktlich um 9:00 Uhr kam unser Fuehrer. Ein Mann der ersten Stunde. Pionier bei den Ausgrabungen von 1973-1974. Cowboystiefel und ein Gesicht wie eine gute alte Lederhandtasche. Unser Fuehrer war fuers erste wortkarg, woran wir seine ganze Erfahrung als Wissensvermittler zu spueren bekamen. Nicht zuviel sagen, die Umgebung wirken lassen, lange Blicke in die Ferne und dann gezielt Hoehepunkte dramatisch herausarbeiten - den Rest macht das Charisma. Es bedurfte auch nicht vieler Worte. Das Umfeld unseres Guides war erfuellt von seinem Duft. Nonverbal gab er uns zu erkennen, waehrend der Fahrt mit ihm im Jeep, bis zur Ausgrabungsstaette, zu schweigen. Die Fenster waren geoeffnet und seine Natur mischte sich mit der von Mutter Erde und leichtem Dieselschwaden zu einer ganz eigenen Harmonie. Unser Cowboy chaufierte uns die 9km bis zum Ziel. Dort angekommen schien ihm seine eigentliche Mission abhanden gekommen zu sein. Stattdessen holte er aus seiner Jackentasche ein kleines Buechlein mit alten Fotos und Zeitungsausschnitten hervor und erzaehlte den anderen Besuchern "seine" Geschichte von der Ausgrabung. Wie er beeinflusst von seinem Vater und Grossvater zur Archeologie gekommen war. Wann er wo und wie welche Mauer freigelegt hatte - und das die Gummistielfel auf den Bilder wichtige Sicherheitsmassnehmen gegen die unzaehligen Vipern gewesen waeren. Wir durften die Fotos nicht sehen - warum auch, wir hatten ihn ja bloss fuer die Tour bezahlt. Letztenendes gingen wir dann doch gemeinsam los und unser Steine-Gaucho hatte ploetzlich recht viel zu erzaehlen. Dazwischen immer lange besinnliche Blicke in die Ferne von Natur und seiner inneren Vergangenheit. Er wirkte fast wie der Grossvater von Indiana Jones und wusste ueber jeden Stein und jede Theorie bescheid. Von Daeniken bis Totenkult ging die Reise durch die ganze Anlage. Den Nachmittag verbrachten wir mit gegenwartsrelevanten Themen wie Essen, Waeschewaschen und Siesta machen in Samaipata. Unseren urspruenglichen Plan nach Santa Cruz zu fahren haben wir kurzerhand geaendert. Nachdem der Reisefuehrer und das Internet wenig spektakulaeres von der Stadt zu berichten hatten wollen wir auf den Besuch der Millionenstadt verzichten. Die Aussicht auf teure Unterkuenfte und langwieriges Hinein- und Herausfinden ohne eine wirkliche Besonderheit in der Stadt machen uns die Endscheidung einfach Verzicht zu ueben. Stattdessen wollen wir wieder zurueck in Richtung Norden. Einmal quer durch den Chaco - die Flachlandversion von Bolivien. Hier gibt es neben grossen Erdoel-und Erdgasvorkommen jede Menge Rindviecher und tropische Hitze. Auf dem Weg nach Villamontes mussten wir bei 38 Grad nicht frieren. Wir erfrischen uns zum Ausgleich dazu mit allem was die bolivianische Getraenkeproduktion hergibt. Von Coka-Colla bis Mendozino testen wir alle heimischen Produkte. Eine groessere dynamisierende Wirkung konnten wir nicht verzeichnen. Doch bei diesen Temperaturen in voller Montur braucht es wahrscheinlich auch eine deutlich hoehere Dosierung, um eine Wirkung zu verspueren. Die Strasse ab der Hoehe von Santa Cruz ist asphaltiert und glatt. Neben den unzaehligen Kuehen, Ziegen und Eseln auf der Strasse ist hier mit nicht allzuviel Abwechslung in der spaerlich besiedelten Region zu rechnen. Dafuer kommen wir aber durchgaengig schnell voran. Ursprueglich hatten wir vor an diesem Tag bis Villamontes zu kommen. Ein heftiger Regen spuelte uns aber bereits in Camiri ins Hotel. Das JR Hotel in Camiri scheint bei der Namensgebung inspiriert von dem Oelfiesling aus der Fernsehserie aus den 80zigern. Die Oelvorkommen in der Region runden die Sache nochmals ab. Der Rest des Hotels hat eher dem Charme eines Plattenbauhotels aus dem Ostblock. Karg und uebersichtlich. Auch die kleine Pizzeria um die Ecke unserer Bleibe besticht mit Reduktion. Die zwei umlaufenden bunten Streifen und ein paar aufgehaengte Poster mit Sehenswuerdigkeiten aus aller Welt geben dem Ambiente ein Hauch von Internationalitaet und Gemuetlichkeit. Alles andere macht der Chef hoechstpersoenlich wett. Mit Handschlag und einigen Brocken englisch begruesst es uns aufs ueberschwenglichste. Die 2 Literflasche Cola als kleines Erfrischungsgetraenk fuer zwei schafften wir aus unerfindlichen Gruenden trotzdem nicht. Heute sind wir von Camiri bis Villamontes gefahren und wollen morgen ueber Ibibobo nach Paraguay. Wir hoffen die Strecke trocknet heute ueber den Tag noch ein bisschen ab, damit die Fahrt nicht zur voelligen Schlammschlacht ausartet. Heute sind es hier wieder deutlich ueber 35 Grad und die starken Regenfaelle von gestern und heute Nacht verwandeln die Luft in ein Treibhausklima. Morgen frueh versuchen wir einmal wieder sehr zeitig loszukommen. Insbesondere schon deswegen, weil wir stark unterschiedliche Aussagen zum Streckenzustand gehoert haben. Unsere Informationen gehen von schlecht bis unfahrbar. Wir werden uns selbst ein Bild davon machen und hoffen morgen bis Filadefia in Paraguay zu kommen. Ganz nebenbei ist dort morgen ein wichtiger Feiertag. Mit einer guten Portion Optimismus gehen wir davon aus deswegen keine Beeintraechtigungen an der Grenze zu haben. Alle anderen Eseleien kennen wir bereits und wissen was zu tun ist, wenn es mal wieder hoch her geht auf der Strasse.
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