Der Plan war gut doch leider nicht ganz mit der Realitaet uebereinaderzubringen. Wir waren fuer unsere Verhaeltnisse frueh losgekommen. Doch natuerlich nicht so frueh wie anvisiert. Es ist im nachhinein auch nicht nachvollziehbar welche Faktoren in einzelnen die Zeit an sich saugten. Fakt ist das wir mit unserem Timing immer noch Luft nach oben haben. Andererseits bescherte uns dieser Morgen prima Laune und das mit Abstand beste Fruehstueck auf dieser Reise. So gesehen lohnt sich zu viel Eile auch nicht. Sucre machte auch keine Ausnahme bei der Wegfuehrung. Keine Schilder und jede Menge Aussagen fuer die richtige Richtung. Ja klar, am Betonwerk vorbei und dann immer geradeaus. Leider fahren wir nicht jeden Morgen zur Arbeit am Betonwerk von Sucre vorbei und darum war diese Auskunft zwar richtig aber an dieser Stelle nicht wirklich wegweisend. Auch eine schwungvoll ausholende Armbewegung integriert im Schwenkbereich gerne die Haelfte aller moeglichen Richtungen. Wir wissen um die Besonderheiten der Wege-Fragerei aber trotzdem haben wir keine Alternative und vielleicht vergessen wir jedes Mal aufs neue wieder, wie speziell die Antworten der Ortskundigen sind. Letztendlich fanden wir doch noch auf den richtigen Weg, was nicht im religioesem Sinn zu verstehen ist. Wir hatten zuvor ein wenig im Internet recherchiert und waehlten unsere Strecke dementsprechend. Bolivien ist was die Strassen angeht, ein wirklich bewegtes Land. 350 Kilometer standen fuer diesen Tag auf dem Plan. Davon 150 Kilometer geteert und der Rest Piste in unterschiedlichen Agregatszusteaden. Das Wetter hatte in der Zwischenzeit einen weiteren Teil der Strasse weggespuelt oder Berghaenge waren abgerutscht. Bereits nach 70 Kilometern war Schluss mit Asphalt. Ein Hang war gerade frisch abgerutscht. Nur ein reifenbreiter Weg fuehrte zwischen den Steinen hindurch. Fuer Autos war dieser Teil bis auf weiteres gesperrt. Ich war gerade durchgekommen als der Hang anfing sich zu bewegen. Es loesten sich zum Glueck nur wenige Steine und so blieb es bei einem Schrecken fuer Gaby, die sich gerade auf halben Weg befand, als es von oben rieselte. Die kommenden Kilometer waren sehr staubig und holprig. An unzaehligen Stellen schoben und schaufelten die Strassenarbeiter an der Strecke. Unsere Wegabzweigung nach Samaipata war unpassierbar. Die Frau im Kontrollhaeuschen meinte es koennte eventuell mit den Motorraedern gehen aber sie wisse es nicht genau. Normalerweise ist ein “geht ganz einfach” oder “mit Motoraedern in halber Zeit” schon ein Indiz fuer eine Strecke mit Ueberraschungen. Ein “eventuell” verhiess eher eine Pruefung zu werden, als seine gemuetliche Fahrt. Wir waehlten darum die laengere Strecke womit unsere ganze Zeitplanung ohnehin obsolet war. Wir schluckten jede Menge feinsten Staub, der an einer Stelle sogar den Weg zwischen mein Doppelvisier fand. Jetzt herrscht ueber dem rechten Auge ein kleiner staendiger Sandsturm, der sich nicht entfernen laesst – wohl konserviert zwischen zwei Scheiben. Bei dem ganzen Geruettel verabschiedete sich fast das Nummernschild bei Gaby. Zum Glueck merkten wir es noch rechtzeitig und schraubten es wieder mit grossen Unterlegscheiben fest. Die kleine Suzuki verliert ueberdies leider etwas Oel am Federbein. Hoffentlich ist es nur der feine Staub Schuld. Wir werden versuchen den Dreck dort abzuwaschen und beobachten dann den weiteren Verlauf. Bei dem Gepolter ist eine kleine Schwaeche durchaus verstaendlich. Solange sich das Problem nicht weiter ausbaut kuemmert es uns wenig. Der kleine Umweg bescherte uns 100 Kilometer extra. Gepaart mit unserer suboptimalen Startzeit ging uns darum langsam das Tageslicht aus. Unser Ziel fuer diesen Tag hiess dann nur noch “bis zum Asphalt”. Der kam leider aber spaeter als erhofft. Und so hoppelten und rumpelten wir die letzten Kilometer im Dunkeln ueber die Piste. In Comarapa suchten wir uns ein Hotel. Uns stand nicht der Sinn nach weiteren 120 Kilometer bei Nacht auf Boliviens Strassen bis nach Samaipata. Zumal geteert nichts ueber Esel, lichtlose Lastwagen und spontanes Auftreten von bierkastengrossen Schlagloechern aussagt. Unser Hostal lag direkt an der Strasse und verfuegte ueber eine eigene Garage - daneben gleich mehrere Restaurants. Perfekt fuer zwei staubige und muede Reisende.
Das Hostal verfuegte ueber entscheidende sicherheitsrelevante Ausstattungsmerkmale. Die hier uebliche elektrische Dusche hat isolationstechnisch oftmals einige Schwaechen. Strom+Wasser+Mensch erzeugen manchmal einen nicht ganz gewuenschten Nebeneffekt wenn man, mit nassen Fuessen in der Dusche stehend, versucht das Wasser wieder abzudrehen. Um diesen Effekt zu verhindern hatten unsere Hoteliers – weitsichtig, wie sie sind – ein Hochsicherheitsband an dem Wasserhahn angebracht. Das perfekt isolierte Bauteil unterbrach jetzt jegliche umgewuenschte Stromumleitung durch den menschlichen Koerper. Bei der Bedienung war lediglich darauf zu achten nicht zufaelligerweise mit den Fingern an die hintere Wasserleitung zu gelangen. Aber wem passiert so etwas voellig abwegiges schon? Unser Abenddinner im nebenan liegenden Restaurant brachte weiter schoene Momente. In Bolivien gibt es ein wirklich leckeres Malzbier. Was moeglicherweise gar nicht so verwunderlich ist, wenn Presidenten Kanditaten hier Manfred heissen. Aber mich freute es sehr. Gab es in der Geschichte dieser Erde jemals schon einen Presidenten Namens “Manfred”. Mir faellt keiner ein. Und Huehnerzuechterpraesidenten oder aehnliches sind bei dieser Betrachtung ausgeschlossen. Das Lokal unserer Wahl wurde von einem echten Patron beherrscht. Er sass mitten im Gastraum hinter seinem Schreibtisch, kassierte das Geld und muffelte Befehle in die Kueche. Was ein Bild. Eine Szene wie aus einem Film. Mit gefuellten Baeuchen kippten wir in unsere Betten, um heute Morgen nach Samaipata zu fahren. Die 120 Kilometer waren prima geteert und trotzalledem gilt es immer wieder die ein oder andere Stelle zu umfahren. Bolivien ist Eselland. So viele Esel wie hier haben wir noch nie gesehen, wenngleich wir noch keinen einzigen fotografiert haben. Vielleicht sollten wir das noch nachholen. Aktuell sind wir in Samaipata im Hostal Landhaus. Im Ort gibt es eine deutsche Baeckerei und eine Metzgerei. Gaby hatte sich auf die angekuendigte gute Kueche im Hostal gefreut. Leider faellt diese aus. Der Sohn des Besitzers moechte mit seinen Kindern zurueck nach Deutschland. Gestern war der letzte Tag fuer ihn im Hotel. Wir bleiben trotzdem noch einen Tag hier und sehen uns ein paar Inca-Ruinen an. Erst einen Tag spaeter geht es dann nach Santa Cruz. Bis dahin gilt es noch ein paar Schrauben zu fixieren und bei 29 Grad den Hostalpool auszuprobieren.
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