Mittwoch, 26. Januar 2011

Manfred - der Bolivianer

























































































































Wie immer waren wir spaeter losgekommen als geplant. Wir sollten uns so langsam dieser Realitaet stellen. Vor 10:30 abfahren liegt aktuell im Wunschbereich. Naja schliessliech sind wir im Urlaub und dieser sollte sich nicht unbedingt an irgendwelchen Zeiten orientieren. Dabei ist dieser Umstand des Oefteren nicht wirklich praktisch. Bei 34 Grad tagsueber steigt das Thermometer um 10:00 gerne auch schon knapp 30 Grad. Das fuehrt beim Aufpacken in voller Montur zu unkontrollierbaren Hitzewallungen. Wir haben bis zum Losfahren unsere Deos schnell bis an die Grenze ihrer Leistungsfaehigkeit herangefuehrt. Letztendlich hatten wir den Weg aus Salta herausgefunden und fuhren in Richtung Bolivien. Auch 100 kmh erzeugten an diesem Tag nur das Gefuehl die ganze Zeit auf Stufe 3 von einem Foen angeblasen zu werden. Wir erreichten frueher als gedacht die Grenze in Bolivien und entschlossen uns daraufhin bis Tarija weiterzufahren. Bereits an der Grenze war Bolivien anders als gedacht. Keine langen Kontrollen, keine Sachen auspacken. Alles ging schneller als bei den argentinischen Kollegen. Die Strecke nach Tarija war auch bereits durchgehend geteert. Kurze Zeit spaeter krabbelte eine riesige Vogelspinne quer ueber die Farbahn und es lagen sehr viele kleinere und groessere Felsbrocken auf der Stresse, die sich beim letzten Regen von den Harngen geloest hatten. Und waehrend wir noch nachdachten wie das Ganze wohl aussehen mag, wenn hier kraeftig regnet, begruesste uns auch schon eine Wolkenfront mit ergiebigen Schauer. Innerhalb weniger Minuten flossen ueberall rote Baeche von den Haengen ueber die Strasse. Hinter einer Kurve lag ein ganzer Baum quer und blockierte unsere Spur. Mit dem letzten Tageslicht erreichten wir Tarija und suchten uns eine Bleibe fuer die Nacht. Nachdem wir uns umgezogen hatten gingen wir in das Stadtzentrum etwas essen. Und auch hier war Bolivien voellig anders als man es sich vorstellt. In Tarija ist der ueberwiegende Anteil der Bevoelkerung nicht indigener Abstammung. Die Stadt ist durch den Weinanbau und Industrie relativ reich. Dementsrechend war gross und blond hier keine Seltenheit. Und der allabentlich so typische Korso um den Hautplatz verlief hier nicht mit Kisten aus den 70ern oder kleinen Mopeds, sondern hier loeste der Hummer den Mercedes ML ab - typisch Bolivien. Beim Fruehstueck kam bei mir mit beim Anblick des Zuckers eine lange vergessene Erinnerung hoch. Die grau/braune Farbe und sehr wenig Suesse liesen mich an Ostblockzeiten und Zucker aus dem Bruderstaat Cuba denken. Beim Verabschieden kam die Hotelbesitzerin zu uns und fragte nach dem wohin und woher, um kurz dannach ihr Leid ueber die aktuelle Regierung zu klagen. Es wuerde aktuell aus politschen Gruenden nicht einmal mehr den guten Zucker aus Argentinien geben. Witzig, da war er urploetzlich wieder - der Bruederstaatszucker. Manche Dinge halten sich scheinbar doch laenger als man glaubt. Ueberdies entdeckten wir in Tarija unsere erste Drive-Inn Apotheke. Der Bolivianer von Welt braucht fuer diesen Einkauf noch nicht einmal auszusteigen. Im Gegensatz zu den Blitzbulltenbratereiketten gibt es aber nicht schon 20 Meter vorher ein Mikrophon und einen Lautsprecher, wo man seine Bestellung aufgibt. Von Tarija wollten wir in einem Rutsch nach Potosi. Die Karte sagte: Kein Problem, alles geteert. Nachdem die erste Strecke nach Tarija bereits ausgebauter war als es die Karte versprach, machten wir uns keine Gedanken und bummelten uns durch den Morgen. Die Bmw wollte noch einen Bolzen am Federbein festgezogen bekommen. Die dazugehoehrige Mutter befand sich bereits auf der letzten Umdrehung. Wir schafften es dann so gegen 11.00 Uhr und waren nicht schlecht erstaunt als die geteerte Strasse nach Potosi kurz nach Tarija keine mehr war. Wir zahlten brav Maut und machten uns auf in die Berge. Ja, ja die Strasse waere groesstenteils geteert sagte man uns an der Kontrollstelle. Die Hauptstrecke wechselte zwischen breit bis einspurig und von grob bis kiesig. An einem Punkt glaubten wir uns voellig verfahren zu haben. Der Weg gabelte sich. Rechts kleiner einspuriger Feldweg. Geradeaus ein See mit badenden Menschen. Eine kurze Nachfrage bei den Badegaesten behob alle Zweifel. Einfach an den zwei schwimmenden Kindern vorbei - und lassen sie auch den planschenden LKW Fahrer rechts liegen - das ist hier der richtige Weg. Darauf folgte ein Augenrunzeln und der unausgesprochende Kommententar: "bloede Frage, das sieht man doch." Das Gewaesser war zum Glueck recht flach und kurze Zeit spaeter begegnete uns Manfred. Wie jegliche Wahlwerbung lassen die aussichtsreichen Kanditaten ihre Namen ganz selbstverstaendlich an Haeuser und Felsen pinseln. Das hat den Vorteil, das es lange haelt. Oftmals laenger als die eigene Regierungszeit. Weder haetten wir diesen Streckenverlauf noch mit Manfred fuer diesen Tag gerechnet. Die staubige Piste ruettelte uns bis 40 Kilometer vor Potosi noch gut durch und wir mussten ganz schoen Staub schlucken. Mit den letzten 20 Minuten Tageslicht erreichten wir den Asphalt und konnten etwas schneller fahren. Warum der Bolivianer bei Daemmerung und Nacht ungern das Fahrlicht einschaltet entspringt bestimmt einem uns unbekannten Ritus. Das Licht unserer Motoraeder irritierte sie so sehr, das sie zumindest kurzzeitig auch ihr Licht einschalteten. In Potosi angekommen merkten wir und die Mopeds die Hoehe von ueber 4.000 Metern. Die Buergersteige in der Stadt reichen an machen Stellen bis zum Knie. So auch die Stelle, wo die Einfahrt fuer die Hostalgarage war. Der gute Mann vom Hotel hatte zwar etwas von einem Brett gesagt aber dieses Ministueck reichte nur bis zur halbe Hoehe. Die Strasse war auch so schmal, das man auch mit voll eingeschlagenem Lenker nicht frontal auf die Rampe kam. Mit einem grossen Satz zwischen zu wenig und zuviel Schwung nahm die BMW die Huerde. Die flachere Suzuki bekam einen dicken Rumpler von der Bordsteinkante, aber das schleiendlich war auch sie drin und wir fertig. Mit leichtem Schaedel von der Hoehe kippten wir ins Bett und gingen den heutigen Tag ganz gemaechlich an. Ist ja auch hoch hier. Ein bischen Museum mit dem Besuch der ehemaligen Sildermuenzenpraegemaschine der Spanier und ein wenig Markt - das wars. Dazwischen hiess es schlummern und ganz beruhigt an die Hoehe gewoehnen. Morgen besuchen wir die Silberminen im Cerro Rinco. Gaby geht wahrscheinlich nicht in die Stollen und ich werde einmal nachsehen wie schlimm es wirklich ist.

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